Förderverein Historische Westsächsische Eisenbahnen e.V.

Artikel aus dem Schönheider Wochenblatt vom 27. Oktober 1995

Schönheider Museumsbahn-Verein legt Gleise in die Zukunft:

„Bimmelbah” 1996 in Stützengrün und ab 2002 in Carlsfeld

Zukunft: Bald wieder Bahnhof Carlsfeld?
Zukunft: Bald wieder „Bahnhof Carlsfeld”?

Gegenwart: Bahndammarbeiten in Neuheide

Gegenwart: Bahndammarbeiten in Neuheide

Vergangenheit: Rundbogen-Viadukt in Stützengrün

Vergangenheit: Rundbogen-Viadukt in Stützengrün
. Keine endgültige Liquidation

Obwohl vor nunmehr bereits zwei Jahrzehnten von der kurzsichtigen DDR-Staatsmacht liquidiert. treibt die Renaissance für die älteste sächsische Schmalspurbahn in diesen Tagen bemerkenswerte Blüten. Mit der Aufschrift. „'s is Feierobnd” verkehrte am 27. September 1975 der letzte Personenzug von Rothenkirchen über Stützengrün nach Wilzschhaus. Am 30.April 1977 traf der letzte Güterzug in Schönheide-Mitte ein. Ab 1982 wurde der sinnlose Abbruch der vielen einmaligen Strecken-Viadukte realisiert. Bereits am 21. Mai 1966 standen die Signale von Wilzschhaus nach Carlsfeld (vorläufig) letztmals auf „grün”.

Steiler als die Brockenbahn

„Für diesen 7-Kilometer-Strecken-Abschnitt gibt es nun auch ganz konkrete Wiederaufbau-Studien”, äußerte sich dazu gestern Matthias Büttner, Betriebsleiter der Museumsbahn Schönheide, „dafür sind keinerlei Kunstbauten notwendig, alle Grundstücksfragen sind lösbar”. Vermessungsteams waren dafür in den letzten Monaten vor Ort unterwegs. Die bereits ausgeholzte Trassenführung weist eine größere Steigung als die Brockenbahn auf. Auf 18 Gleismetern wird ein Höhenmeter überwunden. „An die tatsächliche Umsetzung dieses Vorhabens können wir aber frühestens ab 1997 gehen”. schätzt Büttner realistisch ein, „eine Befahrbarkeit wäre frühestens im Jahre 2002 möglich”. All das sei aber insbesondere von der Gewährung entsprechender (Förder-) Mittel für den Verein abhängig.

60 neue ABM-Plätze

Beste Unterstützung erhalte man für die gegenwärtigen Baumaßnahmen von Neuheide in Richtung Stützengrün vom Arbeitsamt Annaberg. „Für das kommende Jahr wurden uns insgesamt 60 ABM-Plätze zur Verfügung gestellt”, freut sich der 29jährige gelernte Eisenbahner. Dies sei fast eine Verdopplung der bisherigen Zahl. Büttner: „Dadurch können wir das Ziel Bürstenfabrik Stützengrün bis zum kommenden Sommer erreichen”. Spätestens zur 450-Jahrfeier Stützengrüns im August 1996 sollen die Züge auf vier Kilometern rollen. Derzeit wird dafür in Neuheide die Verbreiterung des Dammes am einstigen Schutt vorangetrieben und in Neulehn ein Fahrweg für entlegene Anwesen geschaffen. Die „Schindaner-Brückc” ist bereits seit 1992 rekonstruiert. „Eine Fortführung der Bahn aus Neulehn in Richtung Webersberg ist jedoch blanke Illusion” nimmt Büttner entstandenen Gerüchten den Nährboden. Über eine Weiterführung in den Ort Stützengrün wurde noch nicht ernsthaft debattiert.

Dauerhafte Betriebsgenehmigung

Lange Debatten und viele Gespräche habe es gegeben, ehe der Museumsbahn-Verein eine dauerhafte Betriebsgenehmigung erhielt. „Die entsprechende Konzession wird erfreulicherweise von der Kommune Schonheide getragen”, erläutert der Diplom-Ingenieur. „das Sächsische Wirtschaftsministerium hat im September zugestimmt”. Ironie der Geschichte: Genau 20 Jahre nach der (nicht endgültigen) Liquidierung. Damit könne die Bahn - nach Absprache mit der Gemeinde - nach Bedarf verkehren. Es entfallen die langwierigen stets neuen Genehmigungs-Abläufe.

Oberschlesische Kohle und Bio-Öl

Bereits umgesetzt wurden vom Museumsbahn-Verein die Anliegen der von der Wiederaufnahme betroffenen Gleis-Anwohner. „Den Forderungen der Bürgerinitiative Fuchswinkel/Neuheide haben wir uns gestellt”. so Büttner. „an den Wochenenden wird eine Mittagspause von 12 bis 14 Uhr eingehalten und es wird teure oberschlesische Kohle verfeuert”. Das entsprechende Lok-Personal sei im Umgang mit dem rauch-, schwefel- und aschearmen Heizprodukt geschult worden. Außerdem verwende man für die Schmierungsarbeiten Bio-Öl. Büttner: „Die Bahn soll weder Anliegern noch Umwelt zur Last fallen!”. Allerdings dürfe man (natürlichen) Wasserdampf nicht mit Rauchgas verwechseln.

Bisher 35 000 Passagiere befordert

Daß die Initiativen der Eisenbahn-Enthusiasten seit 1990 weit mehr als „Träumereien” waren. beweist die aktuelle Vereinsmitgliederzahl (ca. 100) und die bis dato beförderten Passagiere (ca. 35000).
Fahrt frei …

eb
25.10.1995

FHWE-Presseartikel

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